14. Februar: Vorsicht, Sie sind in Lebensgefahr!

Valentinstagskarte von etwa 1910. Quelle: Wikipedia

Hand aufs Herz: Sind Sie bereit und startklar? Wirklich, richtig bereit? Falls nicht, ist es allerhöchste Zeit! Blumen und Süßes sollten für Ihre große Liebe längst besorgt und in rotem oder rosafarbenem Papier gewandet sein, denn es ist Valentinstag: der Tag, an dem Sie Ihr Herz sprechen lassen: „Bum…, bum…, bum…  – Nein, das ist natürlich nicht mit der Sprache des Herzens gemeint. Es geht nicht um die Klang Ihrer pulsierenden Pumpe, sondern um Ihre tiefsten Gefühle, um Ihre brennende Liebe für den Menschen, bei dem Ihr Herz höherschlägt.

Der wahre Grund für den Tod von Valentinus
Der Überlieferung nach – zugegeben die Quellenlage ist eher dünn und widersprüchlich – brachte Valentinus vielen Menschen in Rom den Glauben nahe. In der Regierungszeit von Kaiser Aurelian soll er dann verhaftet und gefoltert worden sein. Am 14. Februar 269 n. Chr. wurde er enthauptet. Es ist nicht überliefert, aber es besteht aus meiner Sicht nicht der geringste Zweifel, dass Valentinus den Tag der Liebeserklärung schlicht und ergreifend vergessen hat. Das kann ja mal vorkommen. Oder aber seine Geschenke und seine Liebeserklärung fanden bei seiner Herzensdame kein Gefallen oder gar Missbilligung. Tja, und so endete das Ganze mit seinem Tod. Dass Valentinus wegen seinem missionarischen Eifers den Tod fand, ist selbstredend nicht glaubhaft und sicher nicht der Grund für sein trauriges Ende, den Tod durch Enthauptung. Wer also so naiv ist und immer noch glaubt, dass der 14. Februar ein Tag des Schwärmens, Träumens und Kuschelns ist, hat den Ernst der Lage nicht erfasst.

Es geht um Ihren Kopf!
Und da sind wir nun genau an dem Punkt, um was es an diesem Tag vor allem geht: Ein Mensch verliert aus lauter Liebe seinen Kopf, er wird kopflos. Das zeigt einmal mehr, auf was für ein gefährliches und selbstmörderisches Terrain sich Verliebte begeben. Wer bisher dachte, dass er mit seinen Aufmerksamkeiten am Valentinstag im schlimmsten Fall nur etwas danebenliegt und das Schmollen seiner Liebe erntet, sollte sich fragen, wie sehr ihm nicht nur die Person des Herzens, sondern auch sein Leben, lieb ist. Das böse Ende von Valentinus sollte allen Liebenden eine eindringliche Mahnung sein.

Auch Gelehrte können irren
Das alles zeigt aber auch, wie falsch der deutsche Philosoph Karl Jaspers mit folgender Feststellung lag: „Wir sind sterblich, wo wir lieblos sind. Unsterblich, wo wir lieben!“ Da lässt sich mit Fug und Recht einwenden, dass Jaspers nicht an Valentinus und seinen Tod durch Enthauptung gedacht hat. Er schaute nur auf die Unsterblichkeit der Liebe, aber nicht auf die Sterblichkeit der Liebenden und derer, die Ihre Liebe Ihrem Schatz erklären und, falls das nicht auf Gegenliebe stößt, derart gefährdet sind. Der deutsche Freiheitskämpfer und Schriftsteller Theodor Körner schrieb über die Liebe: „Erst, seit ich liebe, ist das Leben schön; erst seit ich liebe, weiß ich, dass ich lebe.“ Darauf lässt sich nur antworten: Du Liebender schwebst in Wolken und bist glücklich, doch bedenke, dass das ganz schnell ein bitteres Ende finden kann.

Was Sie brauchen: Dichtkunst und Mathematik
Eines sollte jedem klar sein, die sich der Aufgabe und Chance dieses Tages stellen und seine Liebe erklären will: Neben besonderen dichterischen Fähigkeiten für die natürlich selbst verfasste Liebeserklärung, braucht es unbedingt auch profunde Mathematik-Kenntnisse. Das wird Sie vielleicht verwundern, aber lassen Sie es sich kurz erklären. Nehmen wir einmal den folgenden Valentinstags-Spruch: „Stell Dir das Süßeste vor, multipliziere es mit der Unendlichkeit und erweitere es mit der Ewigkeit und Du hast den Hauch einer Ahnung wie sehr ich dich liebe!“ – Sie sehen, hier wird nicht nur multipliziert, sondern sogar mit der Unendlichkeit gerechnet. Das ist hohe Mathematik (!); da reicht das Einmaleins oder die übliche Schulalgebra beim besten Willen nicht mehr aus.

Vielleicht merken Sie erst jetzt, was Ihnen dieser Tag so alles abverlangt. Vielleicht überlegen Sie es sich noch einmal, ob Sie sich der Aufgabe einer Liebeserklärung überhaupt gewachsen fühlen. Doch, ob der wortlose Rückzug, also den Tag einfach zu ignorieren, ein Ausweg ist, muss leider bezweifelt werden. Sie müssen selbst wissen, was die schlimmere Belastung für Ihre Liebe ist: Das Vergessen des Tages oder aber die Fehler, die Sie machen könnten, wenn Sie Ihrem Schatz sagen, wie lieb Sie ihn haben.

Überall lauert Lebensgefahr – Liebende leben gefährlich
Wie aber nun aus diesem Dilemma herauskommen? Es scheint ja alles auf die Gefährdung des eigenen Lebens hinauszulaufen. Sie könnten Ihrem Schatz einfach kurz mitteilen, dass Sie ihn nicht mehr lieben. Dann wäre Ihr Nichtstun folgenlos – zumindest wahrscheinlich. Denn, wie Ihr Augenstern darauf reagiert, dass sie ihn nicht mehr lieben und wollen, ist schwer vorherzusagen. Die Kriminalstatistik zeigt, dass sehr viele Morde eine Beziehungstat sind. Und Mord in einer Ehe ist keine Seltenheit, und zwar in allen sozialen Schichten. Häufigste Motive: Eifersucht, verletzte Eitelkeit, Rache. Probleme haben sich oft lange aufgestaut und entladen sich in Gewalt bis hin zum Totschlag oder geplanten Mord. Also, wie Sie es auch drehen und wenden, der Tod lauert überall.

Japan hat eine Lösung
Ein Ausweg aus dieser Situation könnte die Valentinstagspraxis in Japan eröffnen. Da schenken die Frauen am 14. Februar den Männern dunkle Schokolade. Einen Monat danach, am 14. März, bekommen sie dann von den Beschenkten weiße Schokolade zurück. Dieses doppelte Schenken ist eine geniale Idee, weil sie sicherstellt, dass der – womöglich – enttäuschte Liebende sein Gegenüber aus den genannten Gründen nicht umbringt, nicht umbringen kann, weil er ihn ja auch noch zurück-beschenken muss. Wenn das mal keine gute Idee ist! So lässt sich von anderen Kulturen lernen.