Rechtsterrorismus: Attentat auf Synagoge gescheitert
Nur eine stabile Holztür verhinderte ein Blutbad in der Synagoge in Halle/Saale. Außerhalb des Gotteshauses tötete der rechtsextreme Täter zwei Menschen.
Die einen sprechen von “Zufall”, die anderen von einem “Wunder”. Der Angriff des rechtsextremistischen Terroristen Stephan B. auf eine Synagoge in Halle an der Saale blieb am vergangenen Mittwoch erfolglos. Der Deutsche wollte möglichst viele Juden während des Gottesdienstes umbringen.
Doch dem Mann gelang es nicht, in das Gebäude einzudringen. Er schoss mehrfach vergeblich auf eine Eingangstür und setzte auch Sprengstoff ein. Dass er es nicht schaffte, die hölzerne Tür zu überwinden, so der Sender N24, grenze an ein Wunder.
Ein “Wunder” an Jom Kippur
Und so kamen die etwa 80 Gläubigen im Versammlungsraum mit dem Schrecken davon. Sie hatten sich zum Gottesdienst zu Jom Kippur (Versöhnungsfest) versammelt. Jom Kippur ist der höchste jüdische Feiertag und heißt wörtlich “Tag der Sühne”. Es geht dabei um die Vergebung Gottes für das jüdische Volk.
“Diese Tür hat Wunder gemacht, sie ist standgehalten”, erklärte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Halle, Max Privorozki, gegenüber den Medien. Die Tür sei “gut, aber nicht speziell”. “Gott hat uns geschützt”, erklärte Privorozki gegenüber dem Magazin “Der Spiegel”.
Zwei Opfer aus Halle und Merseburg
Nach einigen Minuten ließ der Amokläufer vom Eingang der Synagoge ab und erschoss eine 40-jährige Frau aus Halle, die zufällig an der Synagoge vorbeilief. Dann ging er weiter zu einem Döner-Imbiss, wenige Hundert Meter entfernt, und erschoss dort einen 20-jährigen Mann aus Merseburg.
Danach lieferte er sich eine Schießerei mit der Polizei, wurde am Hals getroffen, floh und konnte entkommen. Später nahm die Polizei die Verfolgung wieder auf und konnte ihn auf einer Landstraße stellen, wo er in seinem Auto mit einem Lkw zusammenstieß und nicht mehr weiterfahren konnte.
Innenminister: 12.000 gewaltbereite Rechtsextremisten in Deutschland
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier suchte Halle noch am gleichen Tag auf und erklärte an der Mauer der Synagoge: “Wer jetzt noch einen Funken Verständnis zeigt für Rechtsextremismus und Rassenhass, politisch motivierte Gewalt gegen Andersdenkende, Andersgläubige – wer das rechtfertigt, der macht sich mitschuldig.”