Corona – ein Virus greift in die Räder von Staaten und Medien

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Corona: Wie verhalten sich Staaten und Medien in der Krise? In der chinesischen Provinz Wuhan regte sich ungewohnte Kritik an der Staatsführung.

Die derzeitige Verbreitung des Corona-Virus wirft zahllose Fragen auf: Welche Regeln gelten? Wird es bei uns so schlimm wie in Italien? Was gibt es an neuen Informationen über das Virus, wie wirkt es und wie stecken sich Menschen an? Viele suchen in der Krise verlässliche Informationen. Doch wie gehen Medien mit ihr um? Und wie Staaten? Eine Analyse von Norbert Abt. 

Medien werden so häufig und intensiv „konsultiert“, wie schon lange nicht mehr. Menschen versuchen sich zu informieren und in der unübersichtlichen Lage zu orientieren. Die Ansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel am 17. März sahen fast 27 Millionen Menschen im linearen Programm von ARD und ZDF! Dazu kamen zahllose weitere Mediathek- und Youtube-Besuche.

Es sind die demokratischen Gesellschaften wie die in Deutschland, die einen freien und ungehinderten Zugang zu Medien und deren Informationen garantieren, fragwürdige und unseriöse Medien inklusive. Und dieser freie Zugang zu Medien ist in einer Krise von besonderer Bedeutung.

Die Frage nach dem Vertrauen

In der augenblicklichen Corona-Pandemie rücken aber nicht nur die Medien ins Blickfeld, sondern auch die verschiedenen politischen Systeme, wie sie mit der Krise umgehen und welches Vertrauen ihnen die Bevölkerung entgegenbringt. Transparenz, verlässliche Information und Ehrlichkeit sind die Grundlage für Vertrauen und Loyalität der Bevölkerung gegenüber ihrer Führung.

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Georg Bätzing neuer Sprecher der Bischöfe: Kann und wird er auch etwas bewegen?

Als Bischof des kleinen und jungen Bistums Limburg galt er nicht unbedingt als Favorit für die Nachfolge von Reinhard Marx. Doch einige Beobachter hatten ihn sehr wohl auf dem Zettel für den Vorsitz der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK): Dr. Georg Bätzing. Am 3. März wählten die 69 Bischöfe ihn zu ihrem neuen Vorsitzenden und Sprecher. Er ist damit das Gesicht und der erste Repräsentant der 23 Millionen Katholiken im Land.

Er habe, so Bätzing, nicht mit seiner Wahl gerechnet. Sie war wohl auch eine logische Folge des Austauschs in den Kleingruppen der Bischöfe am Tag der Wahl, als es um die Erwartungen und Anforderungen an den „Neuen“ ging. Viele wünschten sich einen authentischen und vermittelnden Vorsitzenden. Und so bezeichnete der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann Bätzing als “Wunschkandidaten”.

Es muss etwas passieren
Sicher ist Bätzings Wahl auf der Frühjahrsvollversammlung der DBK in Mainz auch ein Ausdruck dessen, wie ratlos die katholischen Bischöfe sind. Die Missbrauchsfälle hängen den Bischöfen wie Mühlsteine um den Hals. Das Vertrauen ist dahin, im Kreis der Exzellenzen ist man sich zudem alles andere als einig, was zu tun ist. Dabei trifft die katholische Kirche nicht nur auf das Misstrauen der Gesellschaft, auch in weiten Teilen der Kirche ziehen sich mehr und mehr engagierte Gemeindemitglieder enttäuscht zurück, manche treten sogar aus, weil sie lange, zu lange auf Veränderungen in der Kirche gewartet haben.

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Religion – Mehr als Gedöns. Oder: Das Problem der Ententeich-Momente

„Gedöns“ nannte der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder die Politikbereiche Familie und Jugend. In Abgrenzung zu – vermeintlich – wirklich wichtigen wie Wirtschaft, Sicherheit und Verteidigung. Und so ähnlich verhält es sich auch mit der Frage, welche Bedeutung Religion heute – noch – hat. Viele, selbst kluge Menschen in Europa, würden wohl der folgenden Einschätzung zustimmen: „Religion ist für manche von Bedeutung, aber wirklich wichtig ist sie nicht und sie gehört doch zuerst und vor allem in den Bereich des Privaten.“

Kein Stein des gesellschaftlichen Gebäudes bleibt auf dem anderen
Doch wer so denkt, geht völlig an der Wirklichkeit vorbei, nicht erst seit es Terroranschläge von Islamisten gibt. Religion ist in einer Zeit, in der so vieles in Bewegung ist, wichtiger denn je, weil sie eine entscheidende Quelle für Sicherheit und Orientierung des Menschen ist. Sie ist zudem ein nicht zu unterschätzender Teil der kulturellen Prägung eines Menschen. Und die wird immer entscheidender in einer Zeit, in der sich alles zu verändern scheint, kein Stein des gesellschaftlichen Gebäudes auf dem anderen zu bleiben scheint: von der Veränderung der Wirtschaft bis zur Veränderung des Klimas.

Religion war immer wichtig und zentral, auch wenn das in westlichen europäischen Ländern, lange kaum noch wahrgenommen wurde und als überwunden galt. Die Bedeutung von Religion und Glauben zeigt sich nicht zuletzt auch da, wo sie geleugnet, abgelehnt oder bekämpft wird.

Ententeich-Momente
Der britische Historiker Timothy Garton Ash hat Recht, wenn er feststellt, dass im 20. Jahrhundert politische Ideologien die Demarkationslinie zwischen Menschen verschiedener Prägung ausmachte. Er erinnert an den Schriftsteller und Sozialdemokraten Heinrich Mann, der zu dem Versuch, mit dem deutschen Kommunisten Walter Ulbricht ein Bündnis gegen den Nationalsozialismus zu schließen, folgendes sagte: „Sehen Sie, ich kann mich nicht mit einem Mann an einen Tisch setzen, der plötzlich behauptet, der Tisch, an dem wir sitzen, sei kein Tisch, sondern ein Ententeich, und der mich zwingen will, dem zuzustimmen.“

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