Chance für Veränderung

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  • Beitrag veröffentlicht:12. November 2019
  • Beitrags-Kategorie:Meinung

Ein Kommentar von Norbert Abt

Dass sich die katholische Kirche in Deutschland ab ersten Advent auf den zweijährigen synodalen Weg macht, ist zunächst eine gute Botschaft. Es zeigt aber auch, unter welchen immensen Druck und in welche Not die Kirche durch die Missbrauchsfälle geraten ist. Doch auch wenn der synodale Weg durch die Umstände geradezu erzwungen wurde, liegt darin dennoch eine Chance: Die Möglichkeit zu einer Veränderung, die den Gläubigen, auch den Frauen, größere Verantwortung überträgt.

Die Repräsentanten der Kirche haben immer wieder eine mehr als schlechte Figur gemacht, wenn es darum ging, die Missbrauchsvorwürfe zu prüfen und die Gläubigen, in der Regel Kinder, aber auch Frauen, vor Priestern und deren sexueller Gewalt zu schützen. Das ist mehr als beschämend. Bisher hat die Kirche die Schuld ihrer Priester eher bemäntelt als bekannt sowie den Opfern keinen oder viel zu spät Glauben geschenkt und, wenn es zutreffende Vorwürfe waren, ihnen keine oder zu wenig Fürsorge und Entschädigung zukommen lassen. Das ist einer christlichen Kirche nicht würdig und entspricht nicht dem Geist des Evangeliums.

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Katholische Kirche soll sich auf “synodalem Weg” erneuern

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Wohin der "synodale Weg" die katholische Kirche in Deutschland führt, ist noch ungewiss. Sicher ist, sie hat einiges an Gepäck dabei.
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  • Beitrag veröffentlicht:8. November 2019
  • Beitrags-Kategorie:Religion

Der Druck, der auf der katholischen Kirche lastet, ist übermächtig: Missbrauchsskandal, Verlust der Glaubwürdigkeit, Mitgliederschwund, Reformstau. Die “heißen Eisen” wollen Bischöfe und katholische Laien jetzt gemeinsam anpacken, auf einem “synodalen Weg”. Schon vorab scheiden sich an diesem Vorhaben die Geister: Was wird der synodale Weg ausrichten können – und was nicht?

Die katholische Kirche in Deutschland hat sich auf den „synodalen Weg“ gemacht. Gemeint ist ein Prozess, der Geweihte (Kleriker) und Ungeweihte (Laien) in vier Foren zusammenbringt. Nach monatelanger Vorbereitung wird dort ab dem 1. Advent über Macht und Gewaltenteilung, Zölibat, Sexualmoral und die Rolle der Frau in der Kirche diskutiert. Auslöser für dieses auf zwei Jahre angelegte Format sind vor allem die Missbrauchsvorwürfe, die die Kirche seit Jahren erschüttern. Der Handlungsdruck nach Veröffentlichung der sogenannten MHG-Studie zum Missbrauch in der Kirche ist groß. Aber hat der synodale Weg die Kraft zu Reformen?

In universal geltendes Kirchenrecht kann er ohnehin nicht eingreifen. Fragen zu Zölibat und Sexualmoral oder zur Öffnung von Weiheämtern für Frauen sind Sache der katholischen Weltkirche und könnten nur in Rom und nicht von einer deutschen Teilkirche entschieden werden. Jede Spekulation darüber hat Kardinal Reinhard Marx als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) beendet. „Abenteuerlich“ nannte er die Vorstellung von einem Sonderweg der Kirche in Deutschland.

Frauen sollen an der Macht teilhaben

Welche Themen aber bleiben? Frauen in Diensten und Ämtern, die keiner Weihe bedürfen, als Predigende in der Messe, in Leitungspositionen eines Bistums – all das kann sich Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees deutscher Katholiken (ZdK) und damit ranghöchster katholischer Laie, im Gespräch mit „Kirche + Leben“ vorstellen. Auch Kardinal Marx will Frauen an der Macht in der Kirche beteiligen – außerhalb der Weiheämter: „Die ,Ministerien’ im Vatikan können ohne weiteres von Frauen geleitet werden, warum nicht?“, sagte er auf dem evangelischen Kirchentag in Dortmund. Finanziell gibt es auch Spielräume: Denn wie die Kirchensteuer verwendet wird, verantwortet jeder Bischof selbst – das geht ohne Rom. Wo auf dem synodalen Weg aber tatsächlich konkrete Schritte getan werden, ist abzuwarten.

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Mitgliederschwund – Wie will die Kirche noch überzeugen?

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Im vergangenen Jahr haben besonders viele Menschen die katholische oder evangelische Kirche verlassen.
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  • Beitrag veröffentlicht:1. Oktober 2019
  • Beitrags-Kategorie:Religion

Die erwarteten Mitgliedszahlen sind drastisch nach unten korrigiert worden: Finanziell müssen evangelische und katholische Kirche den Gürtel enger schnallen. Gleichzeitig wollen sie kirchenferne Menschen erreichen. Mit neuen Formaten und neuer Offenheit soll das gelingen.

Bis 2060 sollen sich die Mitgliedszahlen der beiden Volkskirchen in Deutschland nahezu halbieren: Angesichts dieser Prognose spricht Kardinal Reinhard Marx als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz von einem „Aufruf zur Mission“. Auf Seiten der Evangelischen Kirche in Deutschland will der Ratsvorsitzende Bischof Heinrich Bedford-Strohm die „starke Botschaft wieder in den Herzen der Menschen verwurzeln“. Die beiden Kirchenoberen geben damit keine neue Losung aus. Wie man Menschen auf den Glauben anspricht, wenn evangelische Pfarrer und katholische Priester allsonntäglich vor fast leerem Haus predigen, fragen sich die Kirchen seit vielen Jahren.

Jungen Erwachsenen ist Kirche besonders fremd

Aus Konvention zur Kirche gehören war gestern. Heute muss Kirche überzeugen: Auffallend selten schafft sie das bei jungen Erwachsenen bis 35 Jahre – und bei Großstädtern, wie eine Recherche der Zeit-Beilage „Christ & Welt“ ergab. Jenseits des Missbrauchsskandals treten Menschen vor allem aus der Kirche aus, weil sie ihnen fremd geworden ist, sie hat ihre Bindungskraft verloren. So weit eine Studie des katholischen Bistums Essen 2018. Darin wird auch ein neues Zukunftsbild von Kirche entworfen: einer „Kirche mit offenen Rändern in Bewegung“ – als Gegenkonzept zum starren „drinnen“ oder „draußen“.

Neue Konzepte werden gesucht

Neue Formen und Ideen von Gemeinde jenseits enger Kategorien sollen entstehen können, das ist auch die Erkenntnis in der evangelischen Kirche. Um solche „Erprobungsräume“ kümmert sich seit 1. August Pfarrerin Rebecca John Klug am „Zentrum Gemeinde und Kirchenentwicklung“ in Wuppertal. Sie hat dort als Landespfarrerin der Evangelischen Kirche im Rheinland eine ganz neu geschaffene Projektstelle angetreten und soll Initiativen für kirchenferne Menschen begleiten und vernetzen. „Wir müssen Menschen einen Raum eröffnen“, sagt sie. „Einfach Kirchenmitglieder gewinnen zu wollen, kann nicht das Ziel sein.“ Es geht um mehr.

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